Wer schon einmal einen Raglanpullover von oben nach unten gestrickt hat, kennt das Problem sicher: Ärmel und Rumpf wurden aufgeteilt, der Rumpf ist fertig gestrickt, jetzt geht es an den Ärmel. Die Schultermaschen liegen auf der Nadel, aus den Rumpfmaschen, die ihr unter dem Arm neu angeschlagen habt, wurden neue Maschen für den Ärmel aufgenommen, und jetzt könnte es losgehen - wenn nicht die Löcher wären, die gerne an den Übergängen zwischen den Schultermaschen und den neu aufgefassten Unterarmmaschen entstehen.
Diese Löcher lassen sich kaum vermeiden - an dieser Stelle wirken so viele Kräfte auf die Maschen ein, dass sie sich leicht verziehen und diese Löcher bilden. Ihr könnt sie aber mit einem ganz einfachen Trick schließen, den wir euch hier mit Bildern zeigen.
Das Modell in diesen Bildern ist unsere Kinderjacke Mouk.
Schritt 1: Der Rumpf ist gestrickt, die Schultermaschen liegen noch auf dem Maschenhalter.
Schritt 2: Die Schultermaschen liegen auf der Nadel, die Maschen unter dem Arm wurden aufgefasst.
Hier haben wir zunächst die Schultermaschen vom Maschenhalter zurück auf die Rundstricknadel (alternativ geht natürlich ein Nadelspiel) gelegt. Bei der Aufteilung in Rumpf und Ärmel haben wir fünf Maschen neu angeschlagen. Daraus haben wir jetzt fünf neue Maschen aufgenommen, die mit den Schultermaschen den Ärmel bilden werden. Hier sieht man deutlich die Löcher, die sich auf beiden Seiten zwischen den Schultermaschen und den neuen Maschen bilden. Wenn ihr jetzt einfach weiterstrickt, habt ihr später große Löcher an diesen Stellen.
Schritt 3: Extramaschen in den Übergängen
Um diese Löcher zu vermeiden, nehmen wir ganz einfach auf jeder Seite eine zusätzliche Masche aus dem "Niemalsland" zwischen alten und neuen Maschen auf - und zwar nicht genau in der Mitte (dann lauft ihr Gefahr, zwei kleine Löcher zu haben statt ein großes), sondern lieber direkt neben den neuen oder den alten Maschen - hier haben wir die zwei Maschen direkt neben den neu aufgefassten Maschen aufgenommen, jetzt liegen also 7 Maschen unter dem Arm, nicht 5 wie in der Anleitung angegeben.
4. Schritt: Die zusätzlichen Maschen werden mit den nächsten zusammengestrickt
Diese Extramaschen werden direkt in der ersten Runde mit den Maschen daneben zusammengestrickt, damit ihr wieder die ursprüngliche Maschenzahl erhaltet - und zwar nicht mit der näheren Masche (in dem Fall die Unterarmmasche auf der geraden Nadel), sondern mit der Masche, die weiter entfernt liegt - hier also die erste Masche auf der Rundstricknadel. Das erste Bild zeigt alle Maschen zur besseren Übersicht noch auf zwei Nadeln verteilt. Wenn ihr die Runde beginnt, sieht das dann so aus:
Für die erste Runde legt ihr die Maschen unter dem Arm mit auf die Rundstricknadel oder das Nadelspiel. Die Runde beginnt mittig unter dem Arm - da wir hier 5 Maschen unter dem Arm haben, kommen 3 Maschen an den Anfang und 2 Maschen an das Ende der Runde (wenn wir die zwei Extramaschen mitzählen, also 4 Maschen an den Anfang und 3 Maschen an das Ende). In diesem Beispiel strickt ihr die ersten 3 Maschen der Runde ganz normal rechts. Die vierte und fünfte Masche (d.h. die Extramasche und die erste Schultermasche) werden zusammengestrickt. Dann strickt ihr die Runde ganz normal bis 4 M vor Ende der Reihe. Strickt die nächsten 2 Maschen (die letzte Schultermasche und die Extramasche) wieder zusammen und strickt die letzten zwei Maschen normal rechts.
Fertig - der Ärmel kann weiter gestrickt werden, an den Übergängen sind keine Löcher sichtbar.
An dieser Stelle kann noch ein bisschen getrickst werden - wenn das Loch besonders groß wirkt, könnt ihr z.B. versuchen, die neu aufgenommene Extramasche verschränkt auf die Nadel zu legen, das zieht die Lücke noch besser zusammen. Ich lasse auch sicherheitshalber das Fadenende, mit dem ich den Ärmel beginne, lang genug, um im Zweifel noch ein Loch stopfen zu können, wenn es trotz aller Bemühungen nicht zu retten ist. Das passiert besonders bei sehr lockeren, luftigen Stücken, bei denen die verwendete Nadelstärke größer ist, als für das Garn empfohlen. Dann hilft alles nichts, ihr vernäht die Löcher einfach mit dem Restfaden.
Diese Technik könnt ihr übrigens nicht nur bei Ärmeln verwenden - auch Daumen oder Fersen, die mit einem Hilfsfaden vorbereitet werden, können mit Extramaschen aus den Übergängen lochfrei gestrickt werden. Bei Daumen hat das den weiteren Vorteil, dass das Daumenloch in der ersten Runde einen Hauch weiter wird und der Daumen besser reinpasst.